Qualität der Beratung: Geschichte der DGSv
Vorgeschichte
Das Beratungskonzept der Supervision ist aus der Sozialarbeit, Praxisfeldern der Psychotherapie und verwandten Wissenschaften erwachsen. Wohlfahrtsorganisationen in Nordamerika führten zu Beginn des 20. Jahrhunderts Beratungsleistungen für ihre Helfer ein. 1911 gab es in den USA die erste Qualifizierung in Supervision. In den 1960er Jahren beginnen erste Ausbildungen in Deutschland. Seitdem eroberte die Supervision sich im Laufe der Jahrzehnte immer neue Arbeitsfelder in Gesundheitswesen, Bildung, Verwaltungen, Verbänden und Wirtschaftsunternehmen.
Gründungszeit und Gründungszweck
Am 16. Mai 1989 gründeten 27 Mitglieder, darunter die damaligen Ausbildungsinstitute, die „Deutsche Gesellschaft für Supervision e. V.“ mit einem klaren Ziel: Im Feld der Supervisionsausbildung Standards für Professionalität zu setzen. Der kleine Verein mit dem großen Anspruch hat seinem Kernziel entsprechend zunächst zwei Ausschüsse: Aufnahmeausschuss, Ausbildungsausschuss und später noch den Standardüberprüfungsausschuss. Diese Aspekte kontinuierlicher Professionalisierung sind für den Auftrag der DGSv bestimmend geblieben: Aufnahme qualifizierter und ambitionierter Berater*innen. Qualitätssicherung in zertifizierten Weiterbildungen oder anerkannten Masterstudiengängen. Weiterentwicklung von Standards im Dialog mit Weiterbildungsanbietern, Forschung und Praxis.
Zeit des Wachstums: Themenführerin für die Beratungsbranche
1990 hatte die DGSv ihre Mitgliederzahl verzehnfacht. 2001 waren es bereits 3.000 Mitglieder. In den 90er Jahren erreichen Praktiken des „Business-Coaching“ aus den USA die Führungsetagen deutscher Unternehmen. Nach der Jahrtausendwende begannen erste Coachingverbände damit, sich ihrerseits um Standardisierung und Professionalisierung zu bemühen. Die DGSv nahm bereits 1998 diese Entwicklung auf. Im Jahr 2000 traf sich eine „Arbeitsgruppe Supervision und Coaching“ der DGSv. Im selben Jahr findet unter dem Dach der ANSE (Association of National Organisations for Supervision in Europe) die Arbeitskonferenz „Supervision und Coaching – Gleiche Angebote mit unterschiedlicher Aufschrift?“ statt. Mit vielen Aktivitäten nimmt die DGSv die Diskurse der Zeit auf: Beispielsweise setzt sie eine Kommission ein zum Thema „Zukunft der Arbeit – Zukunft der Profession Supervision“. 2006 beschließen die Mitglieder das Qualitätsverfahren der DGSv. Die Ombudsstelle wird zu einer dauerhaften Institution. 2007 beginnt die Reihe „Supervision für die Wirtschaft“ in der DGSv Mitgliederzeitschrift. Ein Jahr später werden die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Arbeit und Leben in Organisationen“ veröffentlicht. 2019 feiert die DGSv ihr 30jähriges Bestehen. Sie hat inzwischen mehr als 4.300 Mitglieder. Seit 2016 trägt sie den Namen „Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e. V.“. Seit 2017 verleiht die DGSv einen Förderpreis für Abschlussarbeiten. Er heißt seit 2018 Cora-Baltussen-Preis.
2020 werden die „Leitlinien für Online Supervision/Coaching“ beschlossen. 2021 treten die neuen Standards in Kraft: „Dafür stehen wir: Qualität – Verlässlichkeit – Innovation“. Nach einer Satzungsreform wird der Verband seit 2021 von einem hauptamtlichen Vorstand geleitet. Ein ehrenamtlicher Aufsichtsrat kontrolliert die Geschäftsführung durch den Vorstand.
Ausblick
Die DGSv steht weiterhin für Qualität in der arbeitsweltbezogenen Beratung. Supervision ist das Kernkonzept, eine supervisorische Grundhaltung eint unsere Mitglieder. Sie fühlen sich der Tradition der Aufklärung verpflichtet. Sie wollen nützliche, gewinnbringende, funktionale Reflexionsprozesse von Menschen und Organisationen unterstützen. Zugleich übernehmen sie eine gesellschaftliche Aufgabe, indem sie Demokratisierung, Diskursfreundlichkeit, Reflexivität, Emanzipation und Transparenz fördern sowie für klare Rollen und Verantwortlichkeiten in der Arbeitswelt sorgen.
Die Arbeitswelt ist in Bewegung. Die DGSv auch. Nachdem 2016 das Feld Coaching hinzugenommen wurde, wenden wir uns aktuell dem Feld der Organisationsberatung zu. Und die DGSv beschäftigt sich nicht nur mit den im engeren Sinne arbeitsweltbezogenen Themen und Fragen (z.B. New Work, Diversity, Digitalisierung), sondern darüber hinaus mit den tiefgreifenden globalen Veränderungen und ihren Auswirkungen auf Menschen und Organisationen (z.B. Klimawandel, Demokratiekrise, Generativität). Die DGSv lässt sich nach den Kriterien der Gemeinwohlökonomie zertifizieren.
Unsere Mission als Verband ist es, in turbulenten Zeiten die attraktivste Community für Supervisor*innen, Coaches und Organisationsberater*innen zu sein. Wir fördern den steten Diskurs über beraterische Qualität, die Vernetzung von Kolleg*innen und die Debatte über relevante Entwicklungen in Gesellschaft und Arbeitswelt und sichern Standards und Qualitätskriterien in der Weiterbildung. Denn letztlich sollen die Kund*innen, die von Mitgliedern der DGSv beraten werden, heute und in Zukunft von der Qualität supervisorischer Arbeit profitieren.