DGSv Treffpunkt Forschung

16.03.2023News

Der DGSv Treffpunkt Forschung knüpft an das bisherige Netzwerk Forschung an. Es ist ein digitales Format, indem Sie sich über Forschungsansätze und –ergebnisse im Bereich von Supervision und Coaching informieren und austauschen können bzw. in dem von der Forschung inspirierte Methoden praktisch ausprobiert werden können.

Der Vortrag wird die Grundzüge von Habermas Theorie der Demokratie und des Rechtsstaates nachzeichnen und seine spezifische Sicht auf eine Öffentlichkeit erläutern, deren digitale Infrastruktur sowohl neue Formen legitimen Protestes als auch ein sich selbst bestätigendes, Verschwörungsnarrativen zu- und sogenannten Qualitätsmedien abgeneigtes Denken befördern.

Kürzlich hat sich Habermas – inzwischen 93 Jahre alt - erneut dem Konzept einer politischen Öffentlichkeit zugewandt, die seither einem tiefgreifenden, zuletzt digitalem Wandel unterworfen war.

Öffentlichkeit und Demokratie gehören zu den Schlüsselbegriffen in Habermas‘ Denken. In seiner Habilitationsschrift „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ von 1961 hat sich Habermas aus kritisch-normativer Perspektive mit der Entstehung einer bürgerlichen Öffentlichkeit im späten 18. und frühen 19. Jhdt. befasst. Der frühen Manifestation öffentlicher politischer Willensbildung konnte Habermas die idealtypischen Grundzüge einer diskursiven Auseinandersetzung ablesen, in der die Beteiligten sachlich informiert und gleichberechtigt nach Regelungen suchen, die im Interesse aller Betroffenen sind. Dabei wird thematisch die Privatsphäre von der Öffentlichkeit getrennt, doch wo diese Trennung jeweils erfolgt, wurde und wird selbst wieder zum Gegenstand der Auseinandersetzung. 

Die Zugangs- und Verfahrensregeln diskursiver politischer Willensbildung sollten jedenfalls so beschaffen sein, dass sie möglichst den „zwanglosen Zwang des besseren Argumentes“ zum Zuge kommen lassen. Vor diesem Hintergrund bescheinigte Habermas der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit Anfang der 1960er Jahre zunächst einen Verfallszustand, widmete sich fortan aber der Rekonstruktion jener normativen Ansprüche, die in die rechtsstaatlich konstituierten Verfahren demokratischer Willensbildung faktisch eingebaut sind. An diesen Ansprüchen sollte sich die – wie Habermas das nennt – „deliberative Qualität“ von Öffentlichkeit messen lassen.

Wie können Habermas‘ Verständnis von Demokratie, Rechtsstaat und Öffentlichkeit im Hinblick auf die Praxis von Supervision und Coaching verstanden und interpretiert werden? Wie können Supervision und Coaching den negativen Folgen von (digitaler) Öffentlichkeit entgegentreten? Welche Rolle könnte hierbei der Verband spielen? Diese und andere Fragen möchten wir anschließend mit Ihnen diskutieren.


Referent: Dr. phil. Jens Peter Brune

Weitere Informationen, Ablaufplan und Anmeldung

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