DGSv-Vorstand folgt der Empfehlung der Jury und verleiht den diesjährigen Cora-Baltussen-Preis an Katja Wolter und Hendrik Licht. Wolter überzeugte durch ihre wissenschaftliche Arbeit zu den sozialen und emotionalen Herausforderungen von Berufspolitiker*innen. Licht zeigte mit seiner Arbeit, welche Bedeutung Geocaching als Spiel für das berufliche Thema Supervision haben kann.
Sehr geehrte Damen und Herren,
zum dritten Mal wurde am 27. September 2019 der Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V. (DGSv) im Rahmen der Mitgliederversammlung in Essen verliehen, der seit 2018 nach der niederländischen Sozialarbeiterin und Psychologin Cora Baltussen benannt ist.
Hohe Qualität aller Einreichungen
Dabei war sich die fünfköpfige Jury einig, dass sich die Qualität der Arbeiten gegenüber dem Vorjahr noch weiter gesteigert hat, die Einreichungen erfreulich hochwertig sind und dabei auch die Vielfalt des Berufsstandes widerspiegeln. Insgesamt wurden zehn Arbeiten von neun jungen Kolleginnen und zwei Kollegen eingereicht. Darunter sieben empirisch-explorative und theoretisch fundierte Masterarbeiten der Universitäten und Hochschulen und drei thematisch fokussierte Abschlussarbeiten seitens der Weiterbildungsinstitute.
Die fünfköpfige Jury, bestehend aus hochkarätigen Vertretern des Berufsstandes, schlug dem DGSv-Vorstand einstimmig die Masterarbeit von Katja Wolter, Universität Kassel, und die Abschlussarbeit von Hendrik Licht, ISI - Institut für soziale Interaktion Hamburg, vor. Der DGSv-Vorstand folgte den Empfehlungen einhellig.
Bei der Entscheidung waren für die Jury mehrere Kriterien maßgeblich. Die eingereichten Abschlussarbeiten sollten vor allem einen Beitrag zur Förderung der Profession bieten, von theoretisch-wissenschaftlichem Gehalt sein, eine klare Praxisrelevanz aufweisen und einen innovativen Ansatz verfolgen.
Katja Wolter setzt sich in der Kategorie „Masterarbeit“ durch
In der Kategorie „Masterarbeit“ konnte sich Katja Wolter durchsetzen, die am Fachbereich Humanwissenschaft der Universität Kassel im Masterstudiengang „Mehrdimensionale Organisationsberatung – Supervision, Coaching, Organisationsentwicklung“ ihre Masterthesis unter dem Titel „Mami, was Du da machst ist grenzwertig!“ vorlegte.
Auf 92 Seiten befasst sich Wolter, die seit 2014 Leiterin des Steinbeis-Forschungszentrums Institut für Ressourcen-Entwicklung in Greifswald ist, mit den spezifischen sozialen und emotionalen Herausforderungen von Berufspolitiker*innen auf Bundesebene. Sie arbeitet heraus, welche Relevanz die Entwicklung eines spezifischen Beratungskonzeptes für diese Zielgruppe haben kann. Anhand von Experteninterviews mit Berufspolitikern, die mit qualitativen Inhaltsanalysen ausgewertet wurden, zeigt sie verschiedene Spannungsfelder auf, in denen sich Politikerinnen bewegen und positionieren müssen (Mehr Informationen unter https://www.steinbeis-inre.de/politikcoaching/). „Katja Wolter beschreibt hervorragend, wie sich Bundestagsabgeordnete permanent zwischen den oft widersprüchlichen Anforderungen im Dreieck von Wahlkreis, Fraktion und Medien bewegen und ausbalancieren müssen“, hebt Paul Fortmeier als DGSv-Verbandssprecher hervor.
Hendrik Licht greift innovatives Thema auf
Die Abschlussarbeit von Hendrik Licht mit dem Titel „Geocaching trifft Supervision“ weckte mit der ungewöhnlichen Kombination zwischen Spiel im Sinne des psychodramatischen Verfahrens nach J.L. Moreno und der Supervision direkt die Neugier der Jury. Konkret verbindet er Geocaching (eine Art digitale Schnitzeljagd) mit seinen Lernerfahrungen als Supervisor in Weiterbildung und reflektiert dies anhand eines von ihm durchgeführten Teamtages und einem daran anschließenden Supervisionsprozess. Einig war sich die Jury darin, dass damit ein innovatives und mit der Digitalisierung im Zusammenhang stehendes Thema aufgegriffen wird, das einen Teil der Lebenspraxis nicht nur von jüngeren Menschen aufgreift und an relevante Entwicklungen der Kommunikation anknüpft. (Mehr Informationen unter http://www.hendriklicht.de/) DGSv-Verbandssprecher Paul Fortmeier lobt: „Der spielerische Umgang bietet insbesondere für Menschen, die Supervision bisher nicht kennen, einen niedrigschwelligen Zugang, um Erlebtes zu reflektieren.“
Mehr Abschlussarbeiten gewünscht
Gegenüber dem Vorjahr, so die Jury, habe sich das Verhältnis zwischen Masterarbeiten und Abschlussarbeiten umgekehrt, was besonders die wissenschaftliche Qualität der Einreichungen betont. „Wir möchten die Weiterbildungsinstitute aber weiter ermutigen, mehr von ihren Abschlussarbeiten einzureichen“, so die Jury-Mitglieder Prof. Dr. Brigitte Geißler-Piltz und Dr. Ullrich Beumer. „Denn diese Abschlussarbeiten haben einen besonderen praxisorientierten Fokus, der innovativ auf die Profession wirken kann.“
Die DGSv benannte ihren Förderpreis im vergangenen Jahr nach Cora-Baltussen und ehrt damit die niederländische Sozialarbeiterin und Psychologin Cornelia Wilhelmina Maria Baltussen (1912 – 2005). Sie beteiligte sich am holländischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Nach dem Krieg brachte sie die Entwicklung der Supervision in Deutschland maßgeblich mit auf den Weg.
In der fünfköpfigen Jury zum Cora-Baltussen-Preis 2019 saßen:
Ullrich Beumer:
Dr. phil., Dipl.-Pädagoge, Organisationsberater, Supervisor/Coach DGSv, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt a.M. Geschäftsführer inscape gGmbH, Köln.
Claudia Bredt:
Organisationsberaterin (M.A.), Supervisorin (DGSv), Lehrtätigkeit in der Erwachsenenbildung und Lehrerausbildung, Geschäftsführende Gesellschafterin im beraterhaus-kassel, Projektentwicklungen zu Selbstwirksamkeit in Organisationen, Dozentin im Masterstudiengang Coaching, Organisationsberatung und Supervision (COS) der Management School der Universität Kassel.
Ulrike Galander:
Dr. phil., Dipl.-Lehrerin, Supervisorin/Coach DGSv, Lehrsupervisorin. Mitglied im Vorstand der DGSv 2001 – 2007, Ombudsfrau der DGSv 2008 – 2014.
Brigitte Geißler-Piltz:
Prof. Dr. rer. pol.Hochschullehrerin i.R. der Alice Salomon Hochschule, Berlin (ASH): Forschung und Lehre zu Gesundheit und Beratung. Seit 2012 wissenschaftliche Leitung des ASH Zertifikatskurses „Supervision und Coaching in Sozialer Arbeit, Bildung und Gesundheit“ (mit Dr. Monika Klinkhammer), Supervisorin/Coach DGSv, Lehrsupervisorin. Vorsitzende der DGSv 2010 – 2016.
Ulrich Siegrist:
Diplom-Sozialpädagoge (FH), Master of Organizational Psychology, freiberuflich tätiger Supervisor/Coach DGSv/GwG, Lehrsupervisor.
Die Jury gibt ihre Empfehlungen an den DGSv-Vorstand weiter. Dieser trifft die finale Entscheidung über die Preisvergabe.
Über die DGSv
Die Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V. (DGSv) ist der größte Fach- und Berufsverband für Supervisor*innen und Coaches in Deutschland. Seit ihrer Gründung im Jahr 1989 vertritt die Gesellschaft mit Sitz in Köln die Interessen ihrer über 4.300 Mitglieder. Diese beraten sowohl in sozialen Einrichtungen als auch in Wirtschaftsunternehmen. Weiterbildungsträgern bietet die DGSv deutschlandweit eine Zertifizierung zur Qualifizierung als Supervisor*in und Coach an. Aktuell sind 38 Weiterbildungen und Studiengänge von der DGSv zertifiziert. Dem Zertifizierungsverfahren liegt eines der umfangreichsten Regelwerke zur Qualitätssicherung und -entwicklung in diesen Berufszweigen zugrunde. Die DGSv arbeitet wirtschaftlich unabhängig sowie parteipolitisch und konfessionell neutral.