Interview: Was macht eine DGSv-Qualifizierung so besonders?

07.06.2023News

Ein Interview mit Andrea Hoffmann, Supervisorin/Coach DGSv und Inhaberin von Hoffmann Coaching in Herzogenrath, zu ihrer Motivation und ihren Erfahrungen während ihrer Qualifizierung nach DGSv-Standards und den Vorteilen Mitglied der DGSv-Community zu sein.

Welchen Background muss man mitbringen, um wie Sie eine eigene Supervisions- und Coachingpraxis zu eröffnen?

Es hat mir sehr geholfen zunächst zehn Jahre praktische Erfahrung in der Berufswelt im Bereich Finanzen gesammelt zu haben. Dabei habe ich die Herausforderungen und Themen von Mitarbeitenden in einer Organisation gesehen und selbst erlebt. Schon sehr früh in meinem Berufsleben hat mich das Thema Potenzialentfaltung von Menschen im Kontext „guter Führung“ besonders fasziniert, ohne zu wissen, wie solche Führung funktionieren kann.
Bei der Gründung meiner Praxis 2005 besaß ich bereits betriebswirtschaftliche Kenntnisse, die für eine Selbständigkeit hilfreich sind. Ich wurde komplett in den „Do-it-yourself-Modus“ geworfen: niemand regelt die Dinge für einen, man muss alles selbst auf den Weg bringen von der Steuer bis zur Akquise. Der wichtigere Teil ist jedoch für mich das Menschenbild. An was glaube ich? Wie gucke ich in die Welt? Ich bin schon immer ein positiv denkender Mensch gewesen und glaube an lebenslanges Lernen und lebenslange Entwicklung. Daneben braucht es ein fundiertes Verständnis und Wissen von beratungsrelevanten Konzepten und Methoden. Meine persönliche Liebe gilt der psychodynamischen Beratung. Mein Lieblingswerkzeug in der Praxis: mein eigener Körper als „Messinstrument“, dazu eine gute Prise Empathie und eine hohe Mentalisierungs- und Containmentfähigkeit.

Warum haben Sie sich für eine DGSv-anerkannte Qualifizierung zur Supervisorin entschieden?

Ich habe mir über Jahre viele Skills angeeignet. Ich hatte bereits eine mehrjährige, sehr praxisorientierte Coachingausbildung absolviert und viele kleinere und größere Trainings besucht. Mein Baukasten war groß, aber es gab zu wenig theoretische Grundlagen und kaum eine qualifizierte Einbettung in ein Gesamtkonzept. Der Bachelor in Wirtschaftspsychologie füllte diese Lücken nur zum Teil. Deshalb wollte ich mein Wissen mit einem Masterstudiengang vertiefen und dabei eine Zertifizierung im Coaching erlangen. Die gleichzeitige Qualifizierung zur Supervisorin (DGSv) war eine hervorragende Kombination. Die DGSv (Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching) ist für mich die renommierteste Institution in diesem Bereich. Die Qualitätsstandards und ethischen Richtlinien gewährleisten nicht nur eine hohe Professionalität und Qualität in der Ausbildung, sondern machen diese auch transparent für potenzielle Kund*innen.

Was war Ihre größte Herausforderung in der Weiterbildung?

Ich war bereits lange Zeit selbstständig als ich die dreijährige Weiterbildung zur Supervisorin/Coach DGSv begann. Tägliches Geschäft und Weiterbildung musste ich unter einen Hut bringen. Dann kam die Abschlussphase mit dem Schreiben der Masterarbeit. Das war sehr aufwendig, aber auch sehr spannend. Hier konnte ich den Bogen zu meinem Interesse am Thema Führung spannen. Ich habe explorativ dazu geforscht, wie Mitarbeitende den Umgang mit ihren Emotionen durch die Führungsperson wahrnehmen. Welche Folgen kann ein gelingendes oder misslingendes Umgehen mit diesen Emotionen haben? Die Antworten waren sehr ergiebig für meine Supervisions- und Coachingpraxis. Ich war froh als ich die Arbeit abgegeben und auch alle Lehr- und Lernsupervisionen erfolgreich bestanden hatte. Man muss wissen: das ist ein nicht zu unterschätzender Zeitaufwand, selbst wenn der Inhalt großen Spaß macht und das Qualitätssiegel DGSv winkt.

Haben Sie ein Vorbild in Sachen Supervision und Coaching? Wer oder was hat Sie geprägt?

Ich habe in den letzten Jahrzehnten viele Bücher gelesen, die sich z.B. mit den Themen Entwicklung, Psychologie, Kommunikation und besonders mit Beziehungen und Beziehungsdynamiken beschäftigen. Sehr beeindruckt hat mich Jacob Levy Moreno mit „seinem Psychodrama“, das heute vielen als Aufstellungsarbeit bekannt ist. Ich mag Morenos Pioniergeist für kreative Methoden. Die kann man spielerisch einsetzen, um aus einer neuen Perspektive tiefe Einsichten und Erkenntnisse zu gewinnen. Ich wende diese Methoden sehr gerne an, um die kognitive Auseinandersetzung mit einem Thema zu ergänzen. Außerdem gehört meine besondere Leidenschaft dem Nutzen von Gruppenprozessen. Diese ermöglichen es, gemeinsam Lösungen zu entwickeln und voneinander zu profitieren.
Ansonsten lerne ich gerne am praktischen Modell. In der Weiterbildung der Management School der Universität Kassel hat mich besonders die akademische Leiterin, Prof. Dr. Heidi Möller, beeindruckt. Sie hat ein unglaublich großes theoretisches und methodisches Fachwissen in der Beratung und auch in der Therapie. Dieses vermittelt sie immer mit einer Prise ihres persönlichen Humors. Für mich ist das eine sehr wichtige Kompetenz in der Arbeit mit Menschen.

Wie bringt die DGSv Mitgliedschaft Sie geschäftlich und fachlich weiter?

Wenn ich mal ganz drastisch formuliere, dann kann sich heute jede*r nach zwei Wochenenden Seminar „Coach“ nennen. Ich höre es auch an jeder Ecke: „Ich bin jetzt Coach!“ Bei den Supervisor*innen scheint das nicht so um sich zu greifen, aber einen Schutz des Begriffs gibt es ja auch hier nicht wirklich. Somit braucht es Qualitätsstandards, die von ratsuchenden Menschen, Klient*innen und Auftraggebern vorausgesetzt werden können, wenn Sie eine*n Coach/eine*n Supervisor*in mit DGSv Qualifizierung buchen. Hier habe ich ganz klar Wettbewerbsvorteile, weil ich nicht mehr argumentieren muss, was ich kann. Darüber hinaus fühle ich mich weniger als Einzelkämpferin, sondern bin Teil eines großen Netzwerkes. Ich kann Fortbildungen besuchen und mich austauschen. Ich kann Fragen ins Netzwerk geben und bekomme Antworten. So eine Mitgliedschaft lohnt sich. Ich kann Sie einfach nur empfehlen.

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Das Interview führte Nina Brutzer de Palma.

Andrea Hoffmann, Supervisorin und Coach DGSv. Foto: Jessica Ganser, Aachen

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