Pilotprojekt – Navigieren in herausfordernden Fallverläufen in der Kinder- & Jugendhilfe
DGSv Kompass digital
Termindetails
Innovatives Vorgehen im Jugendamt der Stadt Duisburg in Kooperation mit der DGSv
Die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe steht bundesweit vor wachsenden Anforderungen: steigende Fallzahlen, komplexere Problemlagen, Fachkräftemangel und eine hohe Belastung der professionellen Akteure. Besonders anspruchsvoll wird es, wenn unterschiedliche Dienste und Einrichtungen mit denselben Familien arbeiten und dabei verschiedene Aufträge, Sichtweisen und Zielsetzungen aufeinandertreffen. In solchen Situationen geraten Fallverläufe leicht ins Stocken – es entstehen Missverständnisse, Loyalitätskonflikte oder dynamische Prozesse, die geplante Maßnahmen unterlaufen.
Vor diesem Hintergrund hat das Jugendamt der Stadt Duisburg gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Supervision und Coaching (DGSv) ein bundesweit beachtetes Pilotprojekt entwickelt: die gemeinsame organisationsübergreifende Fallsupervision. Anders als klassische Hilfeplangespräche oder kollegiale Beratungsformate ermöglicht dieses Setting einen strukturierten, sicheren Raum, in dem alle beteiligten professionellen Akteure – angeleitet durch interne und externe Supervisor*innen – ihre Perspektiven einbringen können. Ohne schriftliche Vorbereitungen, dafür mit klarer Struktur und einer wertschätzenden, nicht-bewertenden Haltung werden Erfahrungswissen, Hypothesen und Beobachtungen zusammengeführt.
Im Mittelpunkt stehen die Reflexion des professionellen Handelns und die gemeinsame Entwicklung neuer Sichtweisen auf festgefahrene oder hochkomplexe Fallkonstellationen. Supervisor*innen unterstützen dabei, unterschiedliche Perspektiven sichtbar zu machen, hindernde Muster zu identifizieren, Hypothesen zu Klientendynamiken zu formulieren und Ressourcen neu zu erschließen. Ziel ist die Wiedergewinnung von Handlungssicherheit der fallführenden ASD-Fachkräfte sowie eine tragfähige, abgestimmte Zusammenarbeit im gesamten Helfersystem.
Duisburg bildet aufgrund seiner hohen sozialen Belastungsfaktoren und der Größe des Jugendamts einen besonders relevanten Rahmen für dieses Vorgehen. Seit Projektstart bewährt sich die Fallsupervision vor allem bei Fällen, in denen Maßnahmen trotz hoher Intensität wenig Wirkung zeigen, konkurrierende Deutungen das Helfersystem belasten oder klientenseitige Dynamiken die Planung immer wieder durchkreuzen. Erste evaluative Rückmeldungen der DGSv bestätigen deutliche Effekte: Entlastung für Fachkräfte, weniger Konkurrenz zwischen Beteiligten, neue Hypothesen und kreative Lösungsansätze sowie eine spürbare Verbesserung der Steuerungsfähigkeit im Kinderschutz.
In der Veranstaltung erhalten Teilnehmende einen fundierten Einblick in Konzept, Ablauf und Wirkweise des Pilotprojekts.
Vorgestellt werden Erfahrungen aus zwei Jahren Laufzeit, Praxisbeispiele und erste zentrale Ergebnisse der begleitenden Evaluation.
Referent*innen:
Petra Schmitz-Kolkmann, Supervisorin/Coach (DGSv) – Familientherapeutin (DGSF) – Dipl. Sozialarbeiterin, Interne Supervisorin im Jugendamt der Stadt Duisburg
Kathleen Bruns, Supervisorin/Coach (DGSv) – Systemische Beraterin - Diplom Sozialpädagogin, Interne Supervisorin im Jugendamt der Stadt Duisburg
Eberhard Jung, Supervisor/Coach (DGSF) für die DGSv - Approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Systemischer Therapeut/Familientherapeut (DGSF) - Diplom Sozialarbeiter – Freie Praxis in Duisburg
Manuela Wittig, Pilotprojektkoordinatorin für die DGSv – organisatorische Begleitung und Evaluationsprozesse
Veranstalter
Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V. (DGSv)
Hohenstaufenring 78
50674 Köln
Anmeldung
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