Vertrauen in die Gruppe – Zur gruppenanalytischen Perspektive in der Supervision
DGSv Kompass-Tag
Veranstaltungsdetails
Supervision und Gruppenanalyse – zwei Verfahren für die Arbeit mit Gruppen, die jedoch unterschiedlich vorgehen und wirken. Gruppenanalytische Arbeit zeichnet das Vertrauen in die Lösungskompetenz von Gruppen aus. Wenn Gruppen als Modellgemeinschaften, als Widerspiegelung der Gesellschaft gesehen werden, dann kann auch Vertrauen in die Kompetenz von Gesellschaft entstehen. Daraus leitet sich ein spezifisches Verständnis der Leitungs- und Beratungsrolle in Gruppen ab.
Was sind die Unterschiede und worin bestehen die Gemeinsamkeiten in der Arbeit mit Gruppen? Der Kompasstag möchte Supervisor*innen eine Vorstellung vermitteln, mit welcher Haltung und Perspektive Gruppen begegnet wird und Interesse daran wecken, wie die supervisorische Arbeit von der Gruppenanalyse profitieren kann.
Supervisor*innen sind Fachleute für berufliches Handeln und dessen organisatorische Rahmenbedingungen. Sie beraten neben Einzelnen immer auch Gruppen unter-schiedlicher Art, wie sie in Arbeitsorganisationen vorkommen. Dazu befähigt die supervisorische Qualifizierung.
In der Gruppenanalyse geht es ebenfalls um die Arbeit mit Gruppen. Hier ist der Bezugspunkt die selbsterfahrungsbezogene Entwicklung der Person in der Gruppe. Das unterscheidet die gruppenanalytische Arbeit von der supervisorischen. Auch wenn mit diesem Verfahren keine Supervision ausgeübt werden kann, weil Vorgehen, Arbeitsweisen und Ziele differieren, ist es möglich und sinnvoll, die gruppenbezogene Kompetenz der Gruppenanalyse in der Supervision zu nutzen.
Mit den Bausteinen des Kompass-Tags soll das „Mehr“ von Supervision mit gruppenanalytischem Hintergrund erkundet werden und dazu eine Orientierung gegeben werden – theoretisch und praktisch. Die Arbeit mit Gruppen (und Teams) rückt in den Vordergrund. Die gruppendynamische Perspektive wird um den gruppenanalytischen Blick erweitert und das theoretische Fundament wird für die Supervision erfahrbar gemacht.
Es wird reflektiert, was sich in Gruppen aus gesellschaftlichen Prozessen und aus der Arbeitswelt widerspiegelt und verdeutlicht, was gruppenanalytische Supervision dabei leisten kann, was ihre Aufgaben sein können und wo ihre Grenzen liegen.
Der Kompass-Tag leistet damit einen Beitrag zum supervisorischen Diskurs.
Ablauf:
9:30 Uhr | Ankommen, Austausch mit Kaffee und Tee |
10:00 Uhr | Begrüßung |
10:15 Uhr | "Open staff" |
10:30 Uhr | Einführung ins Thema: Aspekte gruppenanalytischer Sicht auf Supervisionsprozesse. |
11:00 Uhr |
BarCamp |
12:15 Uhr | Mittagessen |
13:15 Uhr |
Input 1: „Supervisorischer Habitus und gruppenanalytische Grundhaltung in der analytisch fundierten Supervision – Zutrauen als Haltung“ |
13:45 Uhr | Input 2: „Die doppelte Konflikthaftigkeit und der Bedeutungsverlust des Öffentlichen Raumes – zum Beitrag der Gruppenanalyse zur Supervision“ |
14:15 Uhr |
Resonanzgruppen |
15:15 Uhr | Pause |
15:30 Uhr | Gruppenanalytische Großgruppe |
16:30 Uhr | Abschluss des Kompass-Tags |
17:00 Uhr | Ende |
Flyer "Vertrauen in die Gruppe" (PDF)
Zu Input 1 von Wolfgang Dinger
Supervisorischer Habitus und gruppenanalytische Grundhaltung in der analytisch fundierten Supervision – Zutrauen als Haltung
Zwischen der supervisorischen Haltung und den Grundhaltungen der gruppenanalytischen Arbeit finden sich Überschneidungen. Die Einnahme einer gruppenanalytischen Haltung vermittelt Orientierungen, von denen der supervisorische Habitus in der Arbeit mit Gruppen und Teams profitiert.
Der in der Weiterbildung erworbene supervisorische Habitus befähigt Supervisor*innen zu einer Haltung, die Gruppen und Teams fordert und fördert, ihre Ressourcen und Kompetenzen in der Zusammenarbeit zu nutzen.
Das Zutrauen in die Fähigkeiten der Gruppe und ihrer Mitglieder gehört zu den Grundhaltungen der gruppenanalytischen Arbeit. Die Gruppe wird verstanden als Möglichkeitsraum für Entwicklung und Veränderung (D.W. Winnicotts „potential space“).
Welche Bedeutung hat das gruppenanalytische Verständnis von Gruppe für die supervisorische Arbeit und was trägt das gruppenanalytische Konzept von der Arbeit mit Gruppen zur Vertiefung der Habitualisierung von Supervisor*innen bei? Welche Wirkungen hat die gruppenanalytische Haltung auf Gruppen? Welche Habitualisierung erfordert die Grundhaltung des Vertrauens in die Gruppe?
Im Prozess der Habitusbildung durch Identifikationslernen und Krisenlernen in Supervision und Gruppenanalyse finden sich dazu Hinweise.
Zu Input 2, Dr. phil. Hans-Joachim Eberhard
Die doppelte Konflikthaftigkeit und der Bedeutungsverlust des öffentlichen Raumes - zum Beitrag der Gruppenanalyse zur Supervision
In diesem Kurzvortrag wird eine gruppenanalytische Perspektive auf das supervisorische Team- bzw. Gruppengeschehen dargestellt; wie vermitteln sich unbewusste Konflikte im Einzelnen mit den Klärungsprozessen der Gruppe? Die Teilnehmenden einer Gruppen- oder Teamsupervision müssen - oft schon anstrengend genug - ihre eigenen Belange und Widrigkeiten, die sie quasi in die Gruppensituation mit einbringen, ausbalancieren. Gleichzeitig müssen sie etwas Zweites leisten, nämlich ihre Ängste und Wünsche bezogen auf die andern Teilnehmenden - und bezogen auf die Supervisorin - angemessen gestalten. Die Supervisorin, selbst emotional verwickelt, versucht für beide Ebenen den Kopf über Wasser zu halten und außerdem eine Spannung zu den Arbeitsaufträgen aufzubauen.
Und: Sie hat, wie viele andere gesellschaftliche Akteure mit dem Problem zu kämpfen, dass für immer mehr Menschen der nicht-private Raum immer weniger wichtig wird; wie gehen wir in der gruppenanalytisch inspirierten Supervision mit diesem Bedeutungsverlust des öffentlichen Raumes um?
Mitglieder der Vorbereitungsgruppe
Erdmute Bartsch, Dipl. Supervisorin DGSv und Lehrsupervisorin, Balintgruppenleiterin DBG, Gruppenlehranalytikerin D3G (Deutsche Gesellschaft für Gruppenanalyse und Gruppenpsychotherapie), Hannover
Petra Beyer, M.A. Germanistik, Supervisorin und Coach DGSv, Lehrsupervisorin, Inhaberin des Instituts Kooperation Plus, Hamburg, Gruppenanalytikerin SGAZ (Seminar für Gruppenanalyse Zürich), Hamburg
Wolfgang Dinger, Dipl. Theologe, Supervisor und Coach DGSv, Lehrsupervisor und Gutachter im Zertifizierungsverfahren der DGSv, Gruppenanalytiker IGAH (Institut für Gruppenanalyse Heidelberg), Herbolzheim
Dr. phil. Hans-Joachim Eberhard, Dipl. Psychologe, Supervisor DGSv, Lehrsupervisor, Psychoanalytiker, Psychologischer Psychotherapeut, Gruppenlehranalytiker D3G (Deutsche Gesellschaft für Gruppenanalyse und Gruppenpsychotherapie), Gütersloh
Dietlind Köhncke, M.A., Gruppenlehranalytikerin, Balintgruppenleiterin, gruppenanalytische Supervisorin und Organisationsberaterin (IGAH, D3G), Wettenberg
Prof. Dr. Ursula Tölle, Erziehungswissenschaftlerin/ Hochschullehrerin, Supervisorin DGSv und Lehrsupervisorin, Gruppenanalytikerin D3G (Deutsche Gesellschaft für Gruppenanalyse und Gruppenpsychotherapie), Münster
Sabine Wengelski-Strock, Dipl. Sozialarbeiterin, Supervisorin und Coach DGSv,
Gruppenanalytikerin GPP (Gesellschaft für Psychoanalyse und Psychotherapie), Wuppertal
Verpflegungspauschale
Folgende Verpflegungspauschale wird erhoben:
ordentliche Mitglieder | 45,00 € |
außerordentliche Mitglieder | 30,00 € |
Anmeldung
Anmeldeschluss: 25.04.2025
Bitte beachten Sie die Anmelde- und Stornobedingungen (PDF)
Veranstalter
Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V. (DGSv)
Hohenstaufenring 78
50674 Köln
Anmeldung
Die Anmeldung zu dieser Veranstaltung ist Mitgliedern der DGSv vorbehalten. Wenn Sie Mitglied sind und an der Veranstaltung teilnehmen möchten, loggen Sie sich bitte ein. Wenn Sie an der Veranstaltung teilnehmen möchten und noch kein Mitglied sind, können Sie sich über die Mitgliedschaft informieren.